Fotografien von Herbert Naumann
Am 13. April 1945 wurden 2.400 KZ-Häftlinge auf einen 500 Km langen Todesmarsch gezwungen. Es gab nur 250 Überlebende.
2017 ist Herbert Naumann diesem Weg der Verschleppung und Vernichtung nachgegangen.
Den Orten und Plätzen sieht man nicht an, was sich dort einst zugetragen hat.
Dieser unschuldigen Gegenwart ist Herbert Naumann mit einer analogen Kleinbildkamera entgegengetreten. Er hat auf Schwarzweiß-Negativfilmen Doppelbelichtungen festgehalten.
Seine Aufnahmen sind erschreckend schöne Kunstwerke. Jedes von ihnen bannt zwei Zeitebenen aufs Bild. Die sich überlagernden Motive bringen die gewohnte Ordnung der Wahrnehmung durcheinander, laden dazu ein, ein zweites Mal genau hinzusehen und der Frage auf den Grund zu gehen, was man hier eigentlich vor sich hat.
Dabei helfen den Fotografien zur Seite gestellte Tagebuchaufzeichnung von Verschleppten und Protokollnotizen der Täter. Sie führen vor Augen, wie erbarmungslos Mitglieder der SS-Wachmannschaften und des Volkssturms von ihrer Rest-Macht Gebrauch machten, wie die KZ-Häftlinge mit und gegen einander um ihr Überleben kämpften, wie selten Fluchtversuche gelangen und wie oft sie mit dem Tod endeten.
Das lässt sich einfach nicht mit einem Schulterzucken abtun – auch nicht von Menschen unter 40, die das NS-Regime meist als graue Vorzeit sehen.
Am 3. Oktober 2020 hat das Aktive Museum Spiegelgasse das einzigartige Erinnerungsprojekt von Herbert Naumann der Wiesbadener Öffentlichkeit vorgestellt. Bedingt durch die Pandemie musste die Ausstellung kurz darauf schließen.
Hier und jetzt können Sie zu einen virtuellen Rundgang durch die Ausstellung aufbrechen und sich in die Einzelheiten vertiefen.